St. Nicolaiheim Sundsacker e.V. - Trauerkonzeption

6 7 1.1 _ Entscheidungen und Verabredungen im Team Wenn zu erwarten ist, dass eine leistungs- berechtigte Person sterben wird, sehen wir uns als Mitarbeitende der Häuser einer Fülle von Fragen gegenüber, die ehrlich und gründlich bedacht und beantwortet sein wollen: Soll diesem Menschen, der sterben wird, ermöglicht werden, solange wie möglich, medizinisch verantwortbar, in seiner Wohnumgebung zu bleiben und dann auch dort zu sterben? Diese Entscheidung will gründlich abge- wogen sein, damit sich später nicht Wut und Ärger einschleichen: Wut auf die Kolleg:innen, die das so gewollt haben, Wut auf sich selbst, da man das befür- wortet hat, Ärger auf den Menschen, der durch seine Pflegebedürftigkeit so viele Kräfte mehr fordert. Kann unser Team eine solche Beglei- tung leisten mit Blick auf die physische Kraft? Auch wenn Sie in der Begleitung spüren, dass Sie mehr Kraft haben als angenom- men, es wird eine schwere Zeit, die neben viel Neuem auch die eigenen Grenzen deutlicher spüren lässt. Zum einen sind da die praktischen Fragen der Pflege und der Organisation und zum anderen die Unge- wissheit, wie es weitergehen wird. Wird Ihre eigene Kraft ausreichen und wie ge- hen Sie mit der Angst vor dem Moment des Todes um? Von Anfang an sollte uns allen klar sein: Wir werden nicht in der Lage sein, einem sterbenden Menschen zu jeder Zeit und in jedem Fall alle Sorgen abzunehmen und alle Wünsche zu erfüllen. Das wissen die Sterbenden – Sie als Helfende sollten es auch wissen! Ihre eigenen Grenzen annehmen zu kön- nen, auch für sich selbst zu sorgen und sich Unterstützung zu suchen, wird für Sie wichtig sein in der Begleitung. Kann unser Team eine solche Beglei- tung mit Blick auf die Stellensituation in den Häusern leisten? Idealerweise werden die Personen, die dem sterbenden Menschen nahestehen, ihn in seinem Sterben kontinuierlich be- gleiten. Aber allein schon wegen der zeitlich unbestimmten Dauer wird die Begleitung gewöhnlich kaum einem ein- zelnen Menschen – etwa der oder dem »Lieblingsmitarbeiter:in« – übertragen werden können. Damit wird die Beglei- tung zur Aufgabe für das ganze Team. Wenn der Tod sich ankündigt 1. »Das einzig Wichtige im Leben, sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen.« (Albert Schweitzer)

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