Zusatzangebot Ambulant Betreutes Wohnen

Grundsätzlich besteht im St. Nicolaiheim e.V. die Möglichkeit, Heranwachsende auch nach ihrem Auszug aus den Kinder-Wohngruppen oder dem Trainingswohnen weiter pädagogisch im Zuge der Verselbstständigung in zu unterstützen.

Das Ambulant Betreute Wohnen des Bereiches Angebote für Kinder und Jugendliche ist an die jeweils abgebende Wohngruppe angegliedert. So bleiben gewachsene Beziehungen bestehen und ein neuerlicher Verlust von Bezugspersonen im Zuge der Verselbstständigung ist weitestgehend ausgeschlossen. Auch bietet dieser sanfte Übergang die Möglichkeit, bei einem eventuellen Scheitern der ambulanten Hilfe eine Rückführung - in enger Absprache mit den Hilfesystemen - in eine der Wohngruppen des St. Nicolaiheim e.V. zu ermöglichen.

Möglichkeiten des Scheiterns, des Miteinanderlernens und der Akzeptanz auch alternativer Lebensmodelle sind wesentliche Bestandteile der ambulanten Betreuung, auch hier unter Berücksichtigung der Ressourcen der oder des Einzelnen und der persönlichen Lebensgeschichte.

In Abgrenzung zu dem Trainingswohnen findet die Betreuung im Wohnraum bzw. in dem sozialen Umfeld der oder des jungen Erwachsenen statt. Ein separater Entgeltbestandteil ist für das Ambulant Betreute Wohnen abgeschlossen. Es erfolgt eine Abrechnung über Fachleistungsstunden.

Das Angebot des Ambulant Betreuten Wohnens richtet sich an junge Erwachsene ab 18 Jahren, in Ausnahmefällen können mit Zustimmung der Sorgeberechtigten und des zuständigen Leistungsträgers auch Jugendliche ab 16 Jahren in das Ambulant Betreute Wohnen wechseln.

Grundsätze für diese Art der Hilfe sind:

• der Wunsch des Jugendlichen nach mehr Selbstständigkeit, verbunden mit dem Ziel einer eigenständigen Lebensführung im eigenen Wohnraum.
• die Beendigung einer stationären Maßnahme aufgrund abgeschlossener Entwicklungsprozesse in der Gruppe.
• eine Unterbringung in einer Wohngruppe bietet sich aufgrund des Alters, der Entwicklung, der Erfahrungen der oder des jungen Erwachsenen nicht an.

Ziel des Ambulant Betreuten Wohnens ist es, der oder dem jungen Erwachsenen ein eigenständiges und eigenverantwortliches Leben zu ermöglichen. Dabei bestimmt die Einzigartigkeit eines jeden Menschen unter Berücksichtigung seiner Unvollkommenheit das pädagogische Tun und Handeln.

Da bei einem Großteil der aufgenommenen Kinder und Jugendlichen eine Rückführung in das Elternhaus ausgeschlossen ist, ist es auch in der ambulanten Betreuung unerlässlich, mit den jungen Erwachsenen eine auf Dauer angelegte Lebensperspektive zu schaffen, welche von dem jungen Mensch gestaltet wird. Dies beinhaltet auch eine Integration in den gegebenen Sozialraum, sowie eine Annahme und Nutzung der gegebenen Möglichkeiten und Perspektiven.

Folgende Schwerpunkte bilden die Grundlage der Tätigkeit:

• Gemeinsame Suche nach geeignetem Wohnraum
• Organisation von Hilfen zur Einrichtung und Gestaltung des Wohnraumes
• Erkunden des Wohnumfeldes
• Unterstützung bei der Organisation des Alltages
• Besprechen und Aufzeigen von Möglichkeiten der sozialen Interaktion, bei Bedarf Begleitung zu einzelnen Veranstaltungen
• Unterstützung bei der Bewältigung von Konflikten, bei persönlichen Krisen, Inanspruchnahme der in der Einrichtung gegebenen Hilfen, Etablierung eines Netzwerkes unterschiedlicher Hilfen
• Unterstützung bei der Einteilung der Finanzen unter Berücksichtigung der durch den angemieteten Wohnraum gegebenen Verbindlichkeiten
• bei Bedarf Schuldenregulierung
• Hilfen bei der schulischen und beruflichen Orientierung
• ggf. Biographiearbeit, Aufarbeitung der Lebensgeschichte

Das Ambulant Betreute Wohnen orientiert sich an den Fähigkeiten und Wünschen der jungen Menschen, berücksichtigt die häufig schwierigen, oft nicht selbstbestimmten Lebensumstände der oder des Einzelnen, begleitet die kontinuierliche Entwicklung und gibt Anstöße und Anregungen.

Im Vordergrund der Tätigkeit steht die Hilfe zur Selbsthilfe. Das bestimmte Selbst, welches auch Fehleinschätzungen zulässt und diese als Grundlage des Lernens versteht.